Samstag, 10. September 2011

Masters Cycling Classic, St. Johann - Beate Eysinger



Masters Cycling Classic, St. Johann, 24-25 August 2011



Heuer war ich als einzige Ciclopia Dame am Start. Im Vorjahr Doppelweltmeisterin, hatte ich mir für dieses Jahr ein ganz anderes Ziel gesetzt. Da ich mein grosses Ziel bereits erreicht hatte, sah ich keinen Reiz darin, einfach wieder gewinnen zu wollen. Sa lag mein Schwerpunkt auf Verbesserung meiner Radtechnik. Den ganzen Winter trainierten wir hart im Hinblick auf die Masters Cyclocross WM in Mol, Belgien, wo wir dann aber leider nicht starten durften. Im Frühjahr setzte mich ein Infekt wochenlang ausser Gefecht. Aber dessen nicht genug, stürzte ich schwer beim Kriterium in Loretto (zusammen mit zwei Teamkolleginnen) und das eine Woche vor der EM in Tschechien. Diese scheint für mich einfach nicht gesund zu sein, passierte es nun schon das 3. Mal in Folge, dass kurz vor der EM etwas alles vereitelt. Trotz all dem wollte ich in St. Johann starten und mein Bestes geben.
Es war deutlich zu spüren, dass es anders als in den Vorjahren war, obwohl die Veranstalter sehr bemüht waren und alles perfekt organisierten. Insbesondere fiel mir auf, dass einige Überseestarter fehlten, nun, da es keine WM Titel zu erwerben galt.
Beim Zeitfahren passierte mir etwas, was mir noch nie passierte, es fiel die Kette nach innen, gerade als der Sprecher 2, 1 runterzählte. Ich konnte es zuerst nicht fassen, Gerhard half aber schnell aus, und ich rollte die Rampe herunter, mit dem Vorsatz, die verlorenen Sekunden wieder gutzumachen. Ich durfte als Letzte starte, was den Vorteil hatte, dass ich sofort wissen würde, auf welchem Rang ich läge. Für mein Lookrad war es ebenfalls eine Premiere. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass das Ridley einfach schneller ist (auf dieser brettelebenen Strecke jedenfalls). So fuhr ich ein beherztes Rennen bei tropischen Temperaturen. Ich musste eine ziemlich hohe Kadenz fahren, da ich die dicken Gänge einfach nicht treten konnte und ich erkannte bald, dass ich nicht unter 29 min bleiben würde. Auch machte mir der leichte Gegenwind auf der 2. Hälfte sehr zu schaffen. Platz 5. Die Siegerin fuhr eine 27ger Zeit, und da fiel es mir gleich leichter, mir meinen Fehler zu verzeihen, da mir dieser nicht mal eine Platzierung gekostet hat.
Am Tag darauf sollte mich das härteste Strassenrennen meines Lebens erwarten. Der Sprecher begrüsste mich als Vorjahressiegerin und interviewte mich bezüglich meiner Vorbereitung und Rennstrategie. Nun wusste wirklich jede, wer ich war. Als einzige Ősterreicherin ging ich ins Rennen und wusste, dass ich es diesmal wesentlich anders angehen musste. So attackierte ich auf den letzten 500m auf der Huberhöhe und konnte mich absetzen. Die einzige, die mitgehen konnte und auf den letzten Metern ein kleines Loch aufriss war die spätere Siegerin Annegret aus Deutschland, für mich ein unbeschriebenes Blatt, obwohl sie ja das Zeitfahren hochaus gewonnen hatte. Sie rief mir zu mehr Tempo zu machen und wartete sogar ein paar Mal auf mich um mich mitzunehmen. Ich fuhr was ich konnte, muss aber zugeben, dass ich selbst im Windschatten hinter ihr kämpfte nicht abzureissen. Als sie mich auch nehmen lies, war bald klar, dass sie wohl alleine besser dran war!! Kurz vor Kössen verschwand sie dann und ich sah bereits eine kleine Gruppe hinter mir, die bald auf mich aufschlossen. Ich hatte den Eindruck, dass jede einzelne höchst motiviert war. Ich beschnupperte sie und musste feststellen, dass alle gut drauf waren. Diesmal wurde nicht gebummelt. 4km vor dem Ziel begannen alle nervös zu werden. Ausreissen würde schwer werden, einen Massensprint wollte ich aber auch nicht wirklich. So suchte ich mir ein gutes Hinterrad, um mein Glück zu versuchen. Da begannen die Attacken, aber in Grüppchen zu zweit und dritt. Mein Gefühl, dass alle gegen mich fuhren sollte sich bestätigen, als 3 vor mir, 500m vor dem Ziel vor mir plötzlich die Beine hängen liessen und ich erkannte, dass sie mich einsperren wollten. So blieb mir nichts anderes übrig als ebenfalls zu attackieren. Leider erkannte ich jedoch in der nächsten Sekunde, dass es der falsche Zeitpunkt war, weil zu früh!! Da kam eine Fahrerin von links (ich glaube die spätere Nr. 2) und rempelte mich so hart, dass ich alle Mühe hatte gerade am Rad sitzen zu bleiben. Jedoch fuhr ich weiter und konnte zu meiner Verwundering einen Sturz verhindern, die anderen sprinteten jetzt aber alle an mir vorbei und so kam ich als 7. Ins Ziel, eigentlich heilfroh, nicht gestürzt zu sein. Mein Lenker zeigte total nach links und ich brauchte einige Zeit um das Erlebte zu verdauen.
Die Siegerin kam dann nochmals rüber zu mir und fragte, wie es mir denn noch ergangen sei und dass sie mehrmals auf mich gewartete hätte. Dankend nickte ich und gratulierte ihr zum wohlverdienten Sieg.
Und trotz allem war ich nicht enttäuscht und war irgendwie dankbar, für diese grosssartige Erfahrung ein kochkarätiges Rennen gefahren zu sein. Das alles macht die Faszination des Radsports aus, es kommt meist anders als du glaubst. Mein Ziel hatte ich heuer erreicht, denn meine Radtechnik ist eindeutig besser…….

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